Der Weg zurück zu dir selbst: Warum es wichtig ist, sich nicht länger zu unterdrücken

 

Vielleicht kennst du das: Das Gefühl, dich Stück für Stück selbst zu unterdrücken, um in die Gesellschaft zu passen und dann den Wunsch zu verspüren, den Weg zurück zu dir selbst suchen zu wollen.

Oftmals fühlen wir uns gezwungen, vor allem in jungen Jahren, uns anzupassen und unsere wahre Persönlichkeit zu verstecken, um den Erwartungen dieser Gesellschaft und des Systems gerecht zu werden. Anfangs haben wir noch rebelliert, Ungerechtigkeiten sichtbar gemacht und laut dafür eingestanden gehört und gesehen zu werden. Doch mit jedem Unterdrückungsversuch von außen und jedem Menschen der eigentlich zu uns stand und sich dann zurückzog, um sich selbst zu schützen, ließen wir ein Stück von uns zurück. Wir passten uns an, unterdrücken unsere Bedürfnisse und Überzeugungen immer öfter, um dazuzugehören und akzeptiert zu werden. Doch auf Dauer kann diese Selbstverleugnung zu einem Verlust der eigenen Identität führen.

Es ist ein schmerzhafter Prozess, wenn wir erkennen, dass wir uns selbst verloren haben auf dem Weg, anderen gefallen und einfach dazuzugehören. Unsere Bedürfnisse nach Verbundenheit und Zugehörigkeit, sowie die Angst vor Ausschluss und Kritik gewannen irgendwann die Oberhand und so fügten wir uns ein, in Systeme die unserer Intuition widersprachen und wir begannen Stück für Stück uns zurückzunehmen. Anfangs nur teilweise. Wir brachen Gespräche ab, um unser Gegenüber nicht wütend zu machen, blieben in Beziehungen, um der Einsamkeit zu entfliehen und behielten unsere Ansichten für uns, um nicht immer wieder „negativ“ aufzufallen. Irgendwann stellen wir fest, dass wir Werte und Ansichten in uns tragen, welche wir nicht ausleben können, weil dadurch Schmerz und Angst aufkommen. Wir merken, dass wir uns fremd geworden sind und dass es an der Zeit ist, den Weg zurück zu uns selbst einzuschlagen. Vielleicht braucht es zu Beginn ein starkes, schmerzhaftes Ereignis, welches uns den Mut und die Kraft gibt uns endlich wieder auf den Weg zu unserem ursprünglichem Selbst zu begeben. Bei mir war es die Aussage meiner Tochter sterben zu wollen. Unsere Geschichte kannst du in meinem Blogbeitrag "Unser Weg - Hürden im Schulsystem" nachlesen. Es ist nie zu spät, sich wieder mit seiner wahren Natur zu verbinden und Stück für Stück in ein authentisches Leben zurückzukehren.

Der Weg zurück zu uns selbst erfordert Mut, Selbstreflexion und die Bereitschaft, alte Muster loszulassen. Es bedeutet auch, sich seinen Ängsten und Unsicherheiten zu stellen und den eigenen Wert anzuerkennen. Es ist ein Prozess der Selbstfindung und Selbstakzeptanz, der Zeit braucht und Geduld erfordert. Zudem bedeutet es sich mit der eigenen Schuld auseinanderzusetzen, sich zu vergeben und Verantwortung für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Erwartungen an andere Menschen loszulassen und zu akzeptieren, dass nicht jeder uns akzeptiert. Ein neues Umfeld aufzubauen und offen dafür zu sein, dass einige Menschen uns evtl. erst mal den Rücken zu kehren, jedoch irgendwann selbst den Wunsch nach Veränderung verspüren und zurückkehren in gesunde Verbindungen mit uns. Wir dürfen uns auf unseren Weg begeben ohne zu erwarten, dass andere Menschen uns folgen.

Es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass es okay ist, anders zu sein. Dass wir nicht perfekt sein oder den Erwartungen anderer gerecht werden müssen. Jeder von uns hat das Recht auf seine eigene Individualität.

Ich wünsche dir, dass du den Mut findest, deinen eigenen Weg zu gehen und dich nicht länger selbst zu unterdrücken. Lasst uns authentisch sein und unsere Einzigartigkeit feiern. Denn nur wenn wir im Einklang mit unserer wahren Natur leben, können wir inneren Frieden finden, unser volles Potenzial entfalten und eine neue Gesellschaft erschaffen in welcher, Empathie, Sensibilität, Individualität und kollektives Bewusstsein einen hohen Stellenwert hat.

Wenn du fühlst, dass du den Weg zurück zu dir gehen möchtest und dir dabei eine empathische, unterstützende und klare Begleitung möchtest, dann melde dich gern bei mir unter individualitaet.leben@gmail.com. 

Hier findest du meine aktuellen Begleitungsangebote.


Der Weg als Ziel: Meine persönliche Herangehensweise an Ziele

 


„Der Weg ist das Ziel.“

Ein Satz den ich sehr fühle und gleichzeitig merke ich vor, vor allem im Alltag immer mal, dass der Weg sich gar nicht nach Ziel anfühlt, sondern ich einfach das Ziel möchte. In vielen Bereichen lebe ich gern ziellos oder setze mir grobe Ziele, weil ich dann wesentlich freier und flexibler „alles unter einen Hut“ bekomme. Zudem stelle ich immer wieder fest, dass detaillierte Ziele mir zwar positive Energie und Motivation bringen, sich aber langfristig drucklastig und demotivierend anfühlen, weil ich dann den Weg nicht genieße und extrem auf das Ziel fokussiert bin. Ich handhabe ich mittlerweile so, dass ich mir viele meiner Ziele notiere und mir ein paar wichtige langfristige Ziele auswähle. Diese Ziele formuliere ich einmal detailliert aus, gebe ihnen einen kurzen prägnanten Namen und erstelle vielleicht ein Visionboard dazu. Außerdem schreibe ich mir einen Brief aus Sicht meines Zukunfts-Ichs und schaue wie es sich anfühlt, dieses Ziel erreicht zu haben. Was in meinem Leben hat sich verändert? Wie geht es mir heute? Wofür bin ich meinem vergangenem Ich dankbar. Dann lasse ich dieses Ziel los und widme mich meinem Alltag. Aktuell nutze ich gern energetische Tools, um Blockaden zu lösen und habe mir in meiner Wohnung Zettel mit Fragen hingehangen, die ich immer mal laut lese und damit mein Unterbewusstsein aktiviere.

Ich frage z. B.

„Was kann ich tun, um gelassener meinen Alltag zu gestalten?“

„Welche Energiefelder kann ich anlegen, um mich noch wohler in meinem Körper zu fühlen?“

„Welche Ernährung brauche ich aktuell?“

und dann lasse ich mich einfach im Alltag von meiner Intuition führen. Ich gehe Impulsen nach die auftauchen und probiere neue Dinge aus, die plötzlich in mein Leben treten. Für mich ist es immer wieder spannend zu beobachten, wie plötzlich Möglichkeiten und Wege auftauchen, an die ich bis dahin gar nicht gedacht und von denen ich noch nie gehört habe. Ich weiß nicht, was ich nicht weiß. Ist einer meiner Lieblingssätze, wenn es um neue Perspektiven und Lösungsansätze geht.

Vor ein paar Tagen habe ich das Hörbuch „Die subtile Kunst des darauf Scheißens“ von Mark Manson zu Ende gehört und ich liebe dieses Buch. Anfangs bin ich oft in den Widerstand gegangen, manches war wie ein Schlag ins Gesicht und ich habe es aus gemacht, bis es mich wieder anzog. Für mich ist das einer der wichtigsten Schritte bei innerer Arbeit, etwas zu unterbrechen / mich zu distanzieren, wenn ich mich damit unwohl fühle. Ich drücke jedoch das Unwohlsein nicht weg, sondern ich spreche alles aus, was mich stört, was ich doof finde und reflektiere meine Gedanken und Gefühle. Wenn ich irgendwann den Impuls bekomme – meistens erst nach ein paar Impulsen – wende ich mich den Dingen wieder zu. Ich bin fest davon überzeugt, dass mein Unterbewusstsein mir mit den Impulsen immer irgendetwas mitteilen möchte und so ist es auch immer. Das Hörbuch von Mark Manson ist so grundlegend frei raus und konfrontiert uns ganz offen mit uns selbst. Vor 2-3 Jahren wurde mir dieses Buch zum ersten Mal empfohlen und ich habe es mir in der englischen Ausgabe geholt – warum weiß ich nicht mehr. Ich habe es nie gelesen und letztes Jahr zu Weihnachten verschenkt. Seitdem musste ich so oft an dieses Buchen denken, dass ich mir das Hörbuch herunterlud und begann zuzuhören. Dem Sprecher und mir selbst. Ich liebe die Art, wie Mark Manson aufzeigt, das Schuld und Verantwortung unterschiedliche Dinge sind. Ich bin nicht unbedingt Schuld wie mein Leben verlaufen ist, aber ich bin verantwortlich dafür, wie ich jetzt mit meiner Situation und meinem Leben umgehe. Es ist an mir, meinen Alltag und meine Zukunft zu gestalten, dafür kann kein anderer Mensch Verantwortung übernehmen. Niemand kann etwas „wieder gut“ machen, denn die Vergangenheit bleibt wie sie war – zumindest wie wir denken, wie sie war. Andere Menschen können uns unterstützen, aber sie können nicht Verantwortung für unser Leben übernehmen.

So ist es also meine Verantwortung, mein Leben nach meinen individuellen Wünschen zu gestalten und meine Ziele zu erreichen. Wie gesagt, ich setze mir im Alltag kaum Ziele und plane sehr wenig, denn ich bin aktuell für 3 weitere Menschen und deren Bedürfnisse verantwortlich, was dazu führt, dass zu mindestens 90% immer irgendwas anders kommt, als geplant. Früher hat mich genau dieses „Pläne über den Haufen werfen“ und „Ziele nicht erreichen können“ extrem wütend gemacht und verzweifeln lassen. Ich war so voller Selbstzweifel und wütend auf mich, dass ich das „einfach nicht hinbekomme“, was mich in jahrelangen Depressionen und körperlichen Schmerzen hielt. Was ich wirklich schlimm daran fand, war wie ich als Mama (re)agiere. Ich handelte oft gegen meine Werte und anders, als ich sein wollte. Heute bin ich auch nicht perfekt, aber ich bin stolz auf die Art, wie ich Mama bin. Und im Mamasein ist für mich tatsächlich der Weg das Ziel. Denn ich lerne immer wieder neues und altes neu. Ich habe 3 wundervolle Menschen die ich seit 16, 14 und 4 Jahren begleite und jeder von ihnen hat seine individuelle Persönlichkeit und braucht mich anders als Mama. Was bei meinem ersten Kind problemlos lief, war beim 2. katastrophal und beim 3. mal so, mal so. Die Flexibilität in meinem Alltag ermöglicht es mir oft entspannter zu sein und dadurch schneller neue Lösungsansätze zu finden. Denn wir wissen, Stress fährt die Gehirnfunktionen herunter, verhindert neues zu lernen und lässt uns fest eingeprägte Verhaltensmuster anwenden.

Welche Ziele hast du? Wie gehst du damit um, wenn Ziele schwer oder nicht erreichbar für dich sind?

Wenn du Lust hast dich intensiver mit deinen Zielen zu befassen, dann hol dir gern mein Notizbuch „Gezielt leben“. Mehr Infos dazu findest du auf der Seite „Meine Bücher“.

 

Machtlosigkeit und Selbstheilung: Ein Weg zur inneren Stärke


 

Als Kind und Jugendliche war ich davon überzeugt, dass meine Eltern so große Macht hätten, vieles in meinem Leben zu verändern. Selbst mit 30 war ich noch überzeugt davon, dass mein Leben in vielen Bereichen besser verlaufen wäre, wenn meine Eltern sich damals mehr eingesetzt hätten. Als ich selbst Mama wurde, wollte ich so vieles anders machen und das habe ich auch getan. Gleichzeitig gab es immer wieder Situationen, in denen mir bewusstwurde, dass ich als Mama nicht allmächtig bin und nicht über alles und jeden die Macht habe.

Ich bin erwachsen und setze mich sehr für einen friedvolleren Umgang mit jungen Menschen ein. Gleichzeitig stoße ich immer wieder an Grenzen anderer Menschen, die komplett andere Ansichten dazu haben, was (junge) Menschen brauchen. Ich habe mich aufgeopfert, gekämpft, diskutiert, mich weitergebildet, belesen und Therapien gemacht. Weniger gearbeitet als meine Eltern, mehr Gespräche in Kita und Schulen geführt. Versucht, Menschen zu einem besseren Umgang zu bewegen, damit meine Kinder es besser haben.

Überraschung: Ich hatte nicht die Macht viel zu verändern. Die meisten Menschen hörten mir nicht einmal zu, belächelten meine Worte und Ansichten, fühlten sich persönlich angegriffen und begannen ihre Macht zu nutzen, um es meinen Kindern und mir noch schwerer zu machen. Ein paar Menschen waren offen für das, was ich zu sagen hatte, versuchten ebenfalls Veränderungen zu etablieren und wurden wundervolle Begleiter.

Was das alles aber mit mir machte, fand ich genauso schlimm wie als Kind den Gedanken: „Meine Eltern könnten etwas verändern, aber tun es nicht.“ Ich war ständig unter Strom, gereizt, litt unter Schlafmangel, war voller Ängste und beschämte mich selbst für meine Machtlosigkeit. Diese Selbstverurteilung machte mich unzufrieden und diese Unzufriedenheit bekamen meine Kinder zu spüren. Ich ließ meinen Frust an ihnen aus und das passiert mir auch heute noch. Wenn auch in geringerer Intensität und viel seltener, aber dennoch kommt es vor.

Ich fand es schrecklich, dass andere Menschen ihre Macht nicht nutzen wollten um Verbesserungen zu etablieren, bis mir auffiel, dass es gar nicht ums nicht wollen geht. Diese Menschen haben schlicht andere Ansichten, Wahrnehmungen, Prägungen und Glaubenssätze. Diese in Frage zu stellen, sich selbst neu auszurichten und neue Wege zu gehen braucht Heilung. Heilung der eigenen Verletzungen und Traumata.

Es braucht den Willen zuzugeben, nicht perfekt zu sein und Anteile in sich zu tragen, die man selbst eigentlich ablehnt. Und das ist schmerzhaft. Es tut weh sich einzugestehen, dass man so viel Leid ertragen hat unter dem Vorwand ein guter Mensch werden zu wollen und dann festzustellen, dass man es nicht ist - zumindest nicht rundum zu 100%. Es ist schmerzhaft sich damit auseinanderzusetzen, dass wir verletzt und unterdrückt wurden und unsere inneren Kinder und Jugendlichen noch immer darunter leiden.

Wir haben sie weggesperrt tief ins Unterbewusstsein um ihren Schmerz nicht mehr fühlen zu müssen, denn wer klein ist und seine Gefühle zeigt wird zurechtgewiesen und bestraft. Strafen wollen wir nicht mehr ertragen, denn wir sind jetzt groß und müssen dafür sorgen, dass alles läuft und auch die neuen kleinen Menschen gute erwachsene Menschen werden.

Wenn wir jetzt hinschauen und all diesen Schmerz in uns sehen, all die unterdrückten Gefühle fühlen und uns klar wird wie sehr wir selbst andere verletzen oder verletzt haben scheint das unerträglich. Deshalb bleiben viele Menschen in ihrem Verhalten, ihren Ansichten, kämpfen mit allen Mitteln dafür diesen Schmerz nicht fühlen und ihre eigenen Fehler nicht sehen zu müssen.

Ganz ehrlich, ich verstehe das! Ich arbeite meinen ganzen Scheiß schon seit meiner Jugend in Therapien auf und seit 6 Jahren in Eigenarbeit - was mich wesentlich weitergebracht hat als 20 Jahre Therapie. Selbst heute gibt es Anteile in mir, die ich mich nicht traue anzuschauen. Schmerz den ich nicht fühlen will und vergangenes das ich nicht aufwühlen möchte.

Und das ist ok! Ich entscheide wann ich wozu bereit bin! Und genau das möchte ich auch anderen zugestehen. Ich kämpfe nicht mehr. Ich verurteile nicht mehr. Ich diskutiere nicht mehr. Ich stehe ein! Für mich, meine Werte, meine Bedürfnisse und meine Grenzen.

Ich habe nicht die Macht andere Menschen zu ändern. Ich habe die Macht mich zu ändern. Ich glaube wir schreiben anderen Menschen sehr oft zu viel und uns selbst zu wenig Macht zu.

Ich habe Macht aber ich bin nicht allmächtig. Andere haben Macht aber auch sie sind nicht allmächtig. Was mache ich denn nun mit dieser Erkenntnis? Ich nutze meine Macht.

Ich frage mich immer wieder: „Was kann ICH tun?“

Ich kann meine Gefühle fühlen.

Ich kann mein Verhalten beeinflussen.

Ich kann Gutes für mich und meine Mitmenschen tun.

Ich kann anderen Menschen empathisch begegnen.

Ich kann über mich und meine Ansichten sprechen, ohne andere für ihre Ansichten zu verurteilen.

Ich kann mein Nervensystem regulieren.

Ich kann die Kita oder Schule meiner Kinder wechseln.

Ich kann mich reflektieren.

Ich kann meine eigenen Erfahrungen aufarbeiten.

Ich kann mich selbst heilen.

Ich kann meine Werte festlegen.

Ich kann mich um meine Bedürfnisse kümmern.

Ich kann mir ein neues Umfeld suchen.

Ich kann meinen Arbeitsplatz wechseln.

Ich kann Gespräche mit Menschen führen und meine Grenzen kommunizieren.

Ich kann mir eine schöne Zeit machen.

Ich kann meine Wut konstruktiv rauslassen ohne andere zu verletzten.

Ich kann trauern, darüber was ich erlebt habe, darüber, dass andere mich nicht verstehen, darüber, dass ich die Welt nicht verändern kann.

Ich kann sensibilisieren, aufklären und mich selbst so verhalten, wie ich es von anderen wünsche.

Ich kann meine Gefühle verstehen lernen.

Ich kann neue Strategien und Lösungswege finden.

Ich habe Macht und ich kann sie nutzen!

Fühlst du dich manchmal machtlos? Wünscht du dir, dass andere Menschen ihre Macht anders nutzen? Nutzt du selbst deine Macht in Einklang mit deinen Werten?

Egal wie du diese Fragen für dich beantwortest. Ich versteh dich. Das Leben ist vielseitig, kein Tag ist wie der andere und nicht immer handeln wir nach unseren Grundsätzen. Ich bin nicht hier um zu belehren. Ich bin hier um Perspektiven aufzuzeigen und zum Reflektieren einzuladen.

Grenzen setzen und Selbstreflexion - Ein Weg zu authentischen Beziehungen


 

Grenzen setzen bedeutet für mich nicht einfach „nein“ zu sagen oder den Kontakt zu Menschen abzubrechen. Grenzen sind immer für mich und nicht gegen andere Personen. Ich vertrete mit meinen persönlichen Grenzen meine Werte und definiere mein Leben. In einer gleichwertigen Beziehung ist es nicht mein Recht, von anderen zu fordern, dass sie sich verändern, um meine Grenzen zu wahren oder meinem Wertesystem zu entsprechen. Jeder Mensch hat das Recht auf seine Ansichten, Werte und Grenzen. Ich möchte, dass andere Menschen mich sein lassen wie ich bin und gleichzeitig will ich andere Menschen sein lassen wie sie sind.

Mir fällt das immer noch manchmal schwer, denn natürlich verletzt es mich, wenn Menschen über meine Grenzen trampeln und meine Werte missachten. Aber wenn ich ehrlich bin, trampel ich auch hin und wieder über fremde Grenzen und missachte die Werte anderer Menschen. Das liegt oft daran, dass ich erstmal von mir ausgehe und Menschen kennenlernen muss, um deren Welt zu verstehen. Die Problematik, die ich oft sehe besteht darin, dass viele Menschen denken sie hätten die absolute Wahrheit entdeckt und nur diese Wahrheit ist allgemein gültig. Doch wir sind nicht alle gleich, wir haben Prägungen, Verletzungen und Erfahrungen die sich teilweise von außen betrachtet gleichen, doch zu unterschiedlichen Resultaten führen. Denn eine Erfahrung geht mit vielen Einflussfaktoren einher. Egal wie oft ich ein scheinbar gleiches Gericht koche, es wird immer ein bisschen anders und wenn es ein anderer kocht, wird es in den meisten Fällen von dem Geschmack abweichen, den ich gewohnt bin.

Wenn wir also darüber reden Grenzen zu setzen, dürfen wir zuerst unser eigenes Wertesystem kennenlernen. Was ist mir wichtig? Wie möchte ich leben? Wie möchte ich sein? Wie möchte ich mit anderen Menschen umgehen? Was erwarte ich von anderen Menschen? Und warum das alles?

Dann dürfen wir reflektieren. Berücksichtige ich selbst immer, was ich als wichtig betrachte? Lebe ich, wie ich es möchte? Bin ich, wie ich sein möchte? Gehe ich mit anderen Menschen um, wie ich es eigentlich für richtig erachte? Warum erwarte ich bestimmte Dinge von anderen Menschen?

Während dieser Fragen stoßen wir auf unsere Bedürfnisse und wenn wir mutig sind, diese anzuschauen und zu hinterfragen, entdecken wir was wirklich wichtig ist: Unsere individuellen Bedürfnisse und deren Erfüllungsstatus.

Wenn ich z.B. sage „Ich will mit Respekt behandelt werden“, steckt dahinter das nicht gut erfüllte Bedürfnis „Respekt“. Denn ist mein Bedürfnis nach Respekt aufgefüllt, bin ich wesentlich entspannter damit, dass andere meine Definition von Respekt nicht erfüllen. Ich darf mich also fragen: „Wie definiere ich Respekt?“ und „Wo lasse ich mich respektlos behandeln?“ Zum Thema Bedürfnisse schreibe ich sicher ein anderes Mal. Bis dahin schau dir gerne mal mein YouTube-Video „Bedürfnisanalyse“ an, wenn es dich interessiert.

Wenn ich mit Menschen interagiere mache ich mir immer wieder bewusst, dass diese nicht ich sind. Sie haben andere Prägungen, ein anderes Wertesystem und andere Denkmuster. Ich beziehe – meistens – die Handlungen anderer Menschen nicht auf mich persönlich. Denn was andere Menschen sagen und tun sagt mehr über sie aus als über mich. Gleichzeitig reflektiere ich für mich welchen Anteil ich an einem negativen Verhalten anderer Menschen mir gegenüber habe. Habe ich zu oft geduldet schlecht behandelt zu werden, ist dies mein Anteil daran ein für mich negatives Verhalten aufrechtzuerhalten oder sogar zu fördern. Das bedeutet nicht, dass ich an diesem Verhalten schuld bin oder dafür verantwortlich, dass der andere sich so verhält. Es bedeutet jedoch, dass ich meine Grenzen nicht klar kommuniziert habe.

Kommunikation ist nicht einfach reden! Kommunikation findet zudem in meinem Verhalten statt. Ich kann einem anderen Menschen tausend Mal sagen, dass ich es doof finde, wenn dieser mich beleidigt und dass ich das nicht möchte. Bleibe ich jedoch immer wieder in solchen Situationen und lasse Beleidigungen über mich ergehen, handle ich entgegen meiner Worte und dulde damit dieses Verhalten.

Mein erster Schritt war „Meine Grenzen, Werte und Bedürfnisse“ zu reflektieren. Im 2. Schritt kommuniziere ich verbal – am besten während eines ruhigen Gemütszustands – mit meinem Gegenüber und gebe diesem die Möglichkeit sich selbst zu reflektieren. Kommen Grenzüberschreitungen weiterhin vor schaue ich wieder bei mir: Welche Emotionen löst das Verhalten in mir aus? Was macht es mit mir? Zudem frage mich wie wichtig mir die Beziehung zu diesem Menschen ist und sortiere gegeben Falls einfach aus.

Ist mir der Mensch und die Beziehung wichtig setze ich Grenzen verbal und aktiv. Bei einem Verhalten was mir komplett widerstrebt verlasse ich die Situation und begründe kurz und bündig. Indem ich z.B. sage, dass ich den Menschen gern hab, ihn akzeptiere wie er ist und gleichzeitig nicht gewillt bin diese Verhaltensweisen zu akzeptieren und deswegen jetzt gehe. Damit wahre ich meine Grenze ohne die andere Person abzuwerten.

Zukünftig schaue ich, dass ich nur dann Kontakt mit Menschen pflege bei denen ich weiß, dass es schwierig werden kann, wenn ich mich emotional stabil fühle und meine Bedürfnisse gedeckt sind. Denn sonst komme ggf. ich in Verhaltensmuster die ich nicht leben möchte. Auch ich kann wütend, aggressiv, unbedacht und übergriffig werden, wenn ich nicht auf mich achte. Ist mir – by the way – erst vor kurzem passiert.

In diesem Beitrag geht es übrigens um Beziehungen zwischen Erwachsenen Menschen. Über Grenzen setzen gegenüber jungen Menschen schreibe ich sicher mal einen Extrabeitrag.

Die Schatten der Gesellschaft: Zwischen Würde und Schmerz

  „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Nur weil dies im Grundgesetz verankert ist, bedeutet das nicht, dass es auch tatsächlich geleb...

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